Der Preis für Tropenornithologie 2024 wurde nach sorgfältiger Auswahl der Jury, bestehend aus Dr. Angelika Fergenbauer-Kimmel, Prof. Dr. Jochen Martens und Robert Pfeiffer, an Heinz Schnitker und Thomas Arndt verliehen.
Über Papageien existiert eine riesige Menge an Literatur, streng wissenschaftliche wie solche für Liebhaber und Züchter. Menschen haben sich von Papageien von jeher faszinieren lassen und diese haben immer wieder Interesse hervorgerufen, und die Haltung vieler Arten in menschlicher Obhut hat eine lange Tradition. Weltweite und zunehmende Gefährdung vieler Papageien-Arten wird in fast allen tropischen Gebieten beobachtet und beklagt.
In diesem weitgespannten Wissensfeld bewegt sich die Buchpublikation von Heinz Schnitker und Thomas Arndt, dem ersten Band des „Kompendium der Papageienkunde“. Auf den ersten Blick besticht dieses Buch durch großzügige Gestaltung, die sich im großen Format und vor allem durch zahlreiche Abbildungen darstellt. Nahezu alle sind Originale. Sie sind großformatig wiedergegeben und folgen einheitlicher Farbgebung. Vogelfotos enthält der Band nicht.
Folgt man der Intention der Autoren, so ist dieser Band der Ausgangspunkt einer geplanten mehrbändigen Reihe, die alle Papageien-Arten der Erde in gleicher Ausführlichkeit darstellen soll. Sehr willkommen und sinnvollerweise führt dieser Band in viele Bereiche der Papageienkunde ein und beginnt mit einer ausführlichen Darstellung der Grundlagen und der historischen Entwicklung der zoologischen Systematik und Taxonomie zunächst losgelöst von den Papageien, aber immer wieder mit Bezug zu diesen. So entsteht eine sehr lebendige Darstellung, die diese eher trockenen Fakten gut leserlich ausbreitet.
Die Geschichte der Papageienliteratur wird ausführlich analysiert, von ihren Anfängen im 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die Stammesgeschichte erfährt eine Darlegung, wobei die aktuelle Literatur gut beherrscht wird bis zu den neuesten molekulargenetischen Befunden. Der Abriss der Biologie der Papageien ist hoch willkommen, sind deren Lebensweisen doch so verschieden wie ihre äußere Erscheinung. Auf den dringend notwendigen Artenschutz wird eingegangen und einige markante Beispiele hervorgehoben, vor allem dort, wo er erfolgreich war. Diesen ausführlichen einleitenden Kapiteln folgen die ersten Artabhandlungen, die durchweg fast monografischen Charakter haben, soweit der Wissensstand es zulässt. Geografische Variabilität wird in Wort und Bild dargestellt bis hin zu feinen Subspeziesmerkmalen, ebenso Verbreitungskarten, die frühere und aktuelle Daten getrennt zeigen. So ist jedes Artkapitel eine Fundgrube, in die man sich gern vertieft und dabei immer wieder Neues erfährt. Und die geschickten Farbzeichnungen regen immer wieder an, weiterzuschauen und zu blättern.
Ausdrücklich ist dieser Band nicht explizit an Züchter und Halter gerichtet, wenngleich Informationen auch für sie zur Verfügung gestellt werden. Ziel ist vielmehr eine komplexe Darstellung der Papageien, die an vielfältige Zielgruppen gerichtet ist, u.a. Taxonomen und Systematiker, die in öffentlichen Einrichtungen arbeiten, aber ebenso Zollbehörden, die beschlagnahmte Vögel benennen und an Institute weiterleiten müssen.
Dieser Band umfasst komplexen Inhalt, er besticht durch seine Illustrationen aus einer Hand und stellt eine erste Fraktion dieser Vogelgruppe umfassend dar. Auf folgende Bände können wir gespannt sein. Inmitten der vielfältigen Papageien-Literatur sticht dieses Werk deutlich heraus; es wir für viele Jahr wegweisend sein.
Auf Grund des vorgelegten Werkes empfehlen wir nachdrücklich, den Autoren Heinz Schnitker und Thomas Arndt den Preis 2024 der Gesellschaft für Tropenornithologie zu verleihen.
Der Preis wurde von Hans-Joachim Kalisch aus Allerbüttel gestiftet.
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