Bruterfolge bei der Fächerschwanzgerygone Gerygone flavolateralis auf Neukaledonien, 2017

Lara Groß, Bremen

Die Fächerschwanzgerygone, ein kleine Art der Südsee-Grasmücken (Acanthizidae) baut ihr oben geschlossenes Hängenest gut verborgen in dünnen Ästen von Bäumen, Büschen oder Farnen nahe der Spitzen. Trotz dieses Zugangs- und Sichtschutzes war der Bruterfolg im Untersuchungsgebiet mit 7-8% außerordentlich gering. Bei der Suche nach den Ursachen erwiesen sich die zunächst dafür als verantwortlich angenommenen, vom Menschen eingeschleppten Nagetiere als weitgehend unbeteiligt. Diese Arten, Polynesien- und Hausratte sowie Hausmaus, reagierten zwar auf mit Duftstoffen präparierte, künstliche Nester, wurden aber an denen der Fächerschwanzgerygone praktisch nicht nachgewiesen. Ihre Suchstrategien führen sie nicht zielgerichtet zu den Nestern und sie finden keinen Halt auf den dünnen Zweigen. Demgegenüber kamen mehrere heimische Vogelarten wie Krähen, Stachelbürzler, große Honigfresser der Gattung Philemon, Habichte und Sperber als Beutegreifer in Betracht, von denen aber nur ein Teil an Nestern der kleinen Sängerart gefunden wurden. In der Nähe der untersuchten Nester waren Kameras befestigt, die rund um die Uhr das Geschehen verfolgten. Als größte Bedrohung erwiesen sich direkte Angriffe des Weißbauchhabichts Accipiter haplochrous, seltener konnten Geradschnabelkrähe (Corvus moneduloides), und Melanesienraupenfänger (Coracina caledonica) beim Diebstahl von Eiern und Jungvögeln beobachtet werden. 

Eine mindestens ebenso große Bedrohung der Bruten stellten die Bronzekuckucke Chrysococcyx (Chalcites) lucidus dar, Brutparasiten, die ähnlich unserem heimischen Kuckuck Cuculus canorus ihre Eier und Jungvögel von Kleinvögeln ausbrüten und aufziehen lassen und sich auf Neukaledonien auf die Fächerschwanzgerygone als Wirtsvogel spezialisiert haben. Obwohl sich hier in Jahrhunderte langer Koevolution ein Wirkmechanismus eingestellt hat, der beiden Arten trotz hoher Verluste bei den Wirtsvögeln ein Überleben ermöglicht, plündern die Kuckucke auch unmittelbar die Nester der Fächerschwanzgerygone. Insgesamt konnte die Forscherin Verluste an etwa 80% aller Nester feststellen.