In diesem Jahr tagte die GTO vom 08. bis 10. September im Transmar Travel Hotel in Bindlach bei Bayreuth. Erstmals fand die Tagung in verkürzter Form von Freitagnachmittag bis Sonntagmittag statt. Damit sollten die Kosten für die Mitglieder gesenkt werden und andererseits gestaltet es sich zunehmend schwierig, genügend Referenten zu finden. Trotz der Komprimierung gelang es Kevin Gröber, unserem Sekretär, ein sehr spannendes und abwechslungsreiches Programm zusammenzustellen.

Wir starteten am 08. September nachmittags um 15:30 Uhr. Unser neuer Präsident, Rüdiger Becker, eröffnete die Tagung mit einer herzlichen Begrüßung aller Anwesenden und einer geschichtlichen Einordnung des Tagungsortes. Dann übergab er das Wort an Robert Pfeifer, den örtlichen Organisator. Auch er hieß alle herzlich willkommen in Bindlach, einem „gallischen Dorf“, welches sich schon lange standhaft gegen die Eingemeindung nach Bayreuth wehrt. Er skizzierte kurz den Ablauf der Tagung, vor allem des Rahmenprogramms am Samstag. Dann folgte der erste Vortrag, in dem Robert Pfeifer uns über Natur, Vögel und Vogelkunde zwischen Rotem Main und Fichtelgebirge berichtete. Schon für Alexander von Humboldt war diese Gegend sehr wichtig. Er lernte viel und bereitete sich dort auf seine Südamerika-Expeditionen vor. Schon seit vielen Jahren erforscht auch Robert Pfeifer die Vogelgemeinschaften in Bayreuth. Während dieser Linientaxierungen zur Vogelerfassung hat er eine Strecke in der Länge bis zum Nordkap zurückgelegt und dabei über 130 Vogelarten beobachtet. Er berichtete sehr anschaulich, dass bspw. Braunkehlchen verschwunden seien, vor allem durch die Sukzession vieler Flächen, die nicht mehr freigehalten werden. Im Gegensatz dazu hat die Nachtigall von dieser Entwicklung ebenso profitiert wie von der Klimaerwärmung. Wir erfuhren, dass die Temperatur heute im Raum Bayreuth in etwa so hoch ist wie in Würzburg in den 1970ern, wo es schon lange sehr stabile Nachtigallbestände im Weinbaugebiet gibt. Ein Artenschwund konnte er insgesamt nicht feststellen, was wohl auch dem hohen Strukturreichtum geschuldet ist. Und noch etwas sehr interessantes lernten wir: Die Zahl der Überwinterer stieg an und Vögel wie die Kohlmeise, die bei uns bleiben, haben ein verhältnismäßig größeres Gehirn als „ferngesteuerte“ Zugvögel wie die Gartengrasmücke.

Bevor es im Programm weiterging, gab Rüdiger Becker uns ein kleines Rätsel auf. Er ließ Norbert Bahr, Corinna Bartsch, Jens Hering, Lars Lepperhof und Torsten Pröhl aufstehen, erwähnte zudem noch Ditmar Opperrmann und fragte, was diese Personen alle gemeinsam haben. Es wurde gerätselt, aber es fehlte die zündende Idee (lediglich Ingrid Weikl war auf der richtigen Spur). Sie alle sind Preisträger der GTO und selten waren so viele Preisträger bei einer Tagung vertreten. Mit dieser Überleitung wurde der Vortrag des ehemaligen Preisträgers Jens Hering angekündigt. Er berichtete über die Vogelwelt Sokotras – unerforschte Endemiten und deren Gefährdung. Während eines zweiwöchigen Urlaubs erfuhren Jens Hering und seine Frau sehr viel über dieses, im Indischen Ozean gelegene Archipel, und trugen viel zum Wissen über die heimischen Vögel bei. Wir erfuhren, dass der Drachenbaum das Wahrzeichen des kleinen Inselstaates ist, der als Weltnaturerbe gelistet wird. Man weiß kaum etwas über die Brutvogelbestände, geschweige denn ihre Brutbiologie oder die Rufe. Jens Hering sammelte wichtige und spannende Informationen und Bilder bspw. über die Brut des Kammblässhuhns, des Sokotrabrillenvogels, Sokotraglanzköpfchens oder Sokotragimpels. Die Vogelart, die uns allen aber wahrscheinlich am besten in Erinnerung blieb, weil sie so zahlreich auftrat, ist der Schmutzgeier. Zudem lernten wir, dass es dort mehr Ziegen als Menschen gibt, vor denen nichts sicher ist – nicht einmal Schuhe. Auch die merkwürdig geformten Flaschen- und Gurkenbäume machten Eindruck, auf denen die endemischen Landschnecken gern in Scharen sitzen. Jens Hering und seine Frau besuchten auch den letzten Rest des Mangrovenwaldes, der nur vom Wasser aus zugänglich ist und ständig schrumpft. Wir sahen Bilder von einem Drachenbaumwald mit rund 1 Mio. Bäumen, allerdings fehlt der Jungwuchs. Um dem Verlust entgegenzuwirken züchtet ein alter Mann Drachenbäume im eigenen Garten, kämpft aber vermutlich auf verlorenem Posten. Die größte Bedrohung für die idyllische Insel ist der Ausbau der touristischen Infrastruktur durch die Araber, die keinerlei Wertschätzung der Natur gegenüber zeigen. Wieder ein Paradies, das der Geldgier einzelner zum Opfer fällt.

Dann stand die Abendpause an, in der wir uns mit Salaten, Fisch, Fleisch, Beilagen und Nachtisch stärken konnten. Auch das ein oder andere Bier wurde konsumiert und es entspannen sich fröhliche und interessante Gespräche. Wie schön, dass wir uns wieder einmal persönlich austauschen können!

Während des Abendvortrages entführte Manfred Siering uns nach Panguana in den peruanischen Regenwald. Auf nur 13 km² bietet dieses private Naturschutzgebiet eine reiche Biodiversität und beeindruckende Natur. Allein 360 Vogelarten wurden dort gezählt und wir sahen eine Fülle toller Bilder, bspw. vom Hoatzin, Schwarzschwanztrogon oder Grau-Schuppenkopftyrann. Das Wahrzeichen Panguanas ist aber der Lupuma (Kapokbaum). Manfred Siering nahm uns mit auf seine Expedition und wir lernten Hackl-Franz kennen, der ständig ein kleines Hackebeil mit sich führte. Nicht nur Vögel, sondern auch Blüten, Falter und Schlangen wurden in schönen Bildern gezeigt und wir lernten, dass der Biss der Korallenotter zwar tödlich ist, aufgrund ihres kleinen Mauls aber keine Bisse beim Menschen vorkommen. Daher gibt es kein Gegengift. Um sich gegen Schlagen zu schützen baut die Gelbbürzelkassike tiefe, hängende Nester mit verschiedenen Eingängen, oftmals auch nahe eines Wespennests. Für allgemeine Erheiterung sorgte auch die Schilderung einer Amazonenart, die sich wie ein altes Ehepaar anschreien würde. Beeindruckend war auch die Stelzenpalme, die ihren Standort leicht verändern kann, indem sie die Wurzeln nur auf einer Seite ausbildet. Aufgrund der Bildgewaltigkeit, interessanter Infos und spannender Anekdoten verging die Zeit bei diesem gelungenen Vortrag wie im Fluge. Anschließend fanden sich einige noch in der Kneipe zusammen und bei dem ein oder anderen Bierchen wurde weiter diskutiert.

Der Samstagmorgen startete mit einer Premiere: Eine Online-Übertragung aus Down Under. Ann Göth berichtete vom anderen Ende der Welt über ihr Buch „Volcanic Adventures in Tonga – Species Conservation on Tin Can Island“. Vor etwa 30 Jahren machte sie eine Expedition nach Tonga, die unter anderem auch von der GTO finanziert wurde. Im Zentrum stand die Erforschung des endemischen Tonga-Großfußhuhns, von den Einheimischen als Malau bezeichnet. Sie startete ihren Vortrag aber mit einer Beschreibung der Insel Tin Can, was übersetzt so viel wie Briefe in Blechdosen bedeutet. Die Küste ist sehr rau, insofern wurde dort ein eigenes System für die Postzustellung erfunden. Ann Göth berichtete sehr anschaulich über das Leben auf der kleinen Insel, wo der Kirchgang am Sonntag das wichtigste Ereignis der Woche bildet und Jungen als Mädchen aufgezogen werden, wenn eine Familie zu wenige Töchter hat. Zur Brotfrucht gibt es an Festtagen gebratenen Sturmvogel und mangels Süßwasserquellen trinkt man neben Regenwasser viel Kokosnusssaft. Dann erfuhren wir viel Wissenswertes über ihre Forschung am Malau. Es gräbt Löcher am Vulkan, legt die Eier dort ab und nach etwa 90 Tagen schlüpfen die Jungen als absolut selbstständige Individuen. Hier übernimmt die Hitze des Vulkans das Ausbrüten der Eier. Ann Göth und ihr Partner zelteten am Kraterrrand, beobachteten die Tiere und fanden auch einige Gelege, die im Brutkasten ausgebrütet wurden. Dabei konnte sie zeigen, dass die Jungen mit den kräftigen Füßen zuerst schlüpfen und sich damit schließlich ausgraben. Zum Schutz der Art wurden einige Eier auf eine Nachbarinsel gebracht, um eine Ausbreitung des früher deutlich weiter verbreiteten Großfußhuhns zu unterstützen. Leider wurden in späteren Jahren keine Individuen mehr dort gesehen und die Bestände des Malau sind weiterhin rückläufig. Am Schluss berichtete Ann Göth noch über ihre Studien zum Australbuschhuhn (Talegalla) in Australien, wo sie heute lebt. Es vergräbt seine Eier bspw. in Komposthaufen mitten in der Stadt und zeigt kaum Scheu vorm Menschen. Da können kurzerhand Mulch oder Rindenschnitzel aus den Gärten geklaut werden, um einen Haufen zu errichten. Die Männchen können die Temperatur innerhalb des Haufens durch Abtrag und Aufbau steuern, und erst bei 34 °C Kerntemperatur erfolgt die Eiablage. Trotz kleiner technischer Pannen waren alle von dem Vortrag begeistert und auf diese Weise können auch interessante Vorträge aus aller Welt ohne die lange Anreise angeboten werden.

Nach einer kurzen Pause brachte Kevin Gröber uns die Gattung Amadina mit ihren beiden Arten Band- und Rotkopfamadine, heute als Band- und Rotkopfastrild bezeichnet, näher. Diese schönen Prachtfinken mit ihren rund 10 Unterarten kommen südlich der Sahara bis nach Südafrika vor und zählten zu den ersten Importen exotischer Vogelarten im 18. Jahrhundert. Er führte aus, dass sie in der Haltung und Zucht absolut problemlos seien und gut vergesellschaftet werden können. Zur Nahrung in menschlicher Obhut gehören Samen und eiweißreiches Futter, vor allem für die Jungen. Man muss allerdings wissen, dass sie keine Häuslebauer sind, sondern gern fremde Vogelnester belegen. Wie schön, auch wieder einmal einen interessanten und schön bebilderten Vortrag über die Haltung und Zucht tropischer Vögel zu hören!

Anschließend entführte Christoph Hinkelmann uns wieder in ferne Welten und berichtete über die Reise nach Ecuador, die ihn 2018 mit Elke und Norbert Bahr zu Heike Brieschke führte. Die ersten Tage verbrachten sie in San Isidro und konnten im Bergregenwald etliche Vögel beobachten. Aufgrund des hohen Kronendaches war dies aber schnell mit einem steifen Nacken verbunden. Tyrannen, Baumsteiger, Ameisenpittas und Trogone zählten ebenso zu den Highlights wie etliche Kolibris rund um die Behausung. Im Primärregenwald an der zweiten Station zeigte er tolle Bilder farbenfroher Tangaren und berichtete, dass Ameisenpittas mit Fliegenlarven angelockt wurden. Im Tiefland wurden wieder ganz andere Arten beobachtet und von einer Tour auf dem Río Napo zeigte Christoph Hinkelmann tolle Impressionen vieler Wasservögel. Grauwasseramsel, Sturzbachente, Schmätzertyrannen und etliche Kolibris begeisterten uns und wir erfuhren, wie wichtig Kolibris für die Bestäubung vieler Pflanzen sind. Ruht der Schwertschnabel sich aus, reckt er den überdimensionalen Schnabel in die Höhe, was für eine Laune der Natur! Wir wurden in die verschiedensten Gegenden entführt und tolle Bilder der vielfältigen Flora von Meereshöhe bis ins Gebirge begeisterten uns ebenso wie die vielen Vogelaufnahmen (auch ein Dank an Elke Bahr!).

Nach dem Mittagessen waren die Brillenvögel Thema des nächsten Vortrags von Ditmar Oppermann. Er berichtete über die Zucht dieser Vögel von Horst Brandt, der 2019 sechs ostasiatische Brillenvögel erworben hatte. Sie besaßen eine auffällige Gelbfärbung am Bauch, die genaue Bestimmung der Art gestaltete sich allerdings schwierig. Ditmar Oppermann stellte die Arten mit ihrer Verbreitung und den Feldkennzeichen kurz vor und erläuterte, warum der Swinhoe- und Humebrillenvogel am wahrscheinlichsten erscheinen. Dies wurde durch einen aufwendigen Vergleich mit Bälgen aus Museen herausgefunden; um welche Unterart es sich handelt, kann aber nicht sicher bestimmt werden. Die vier Weibchen und zwei Männchen fühlten sich schnell heimisch in Horst Brandts Voliere, die mit Ficus bestückt war, der auch im natürlichen Verbreitungsgebiet der Arten vorkommt. Als Nisthilfe wurden Kokosnusshalbschalen angeboten und sowohl 2020 als auch im Folgejahr wurden zwei Eier ausgebrütet. In beiden Jahren verschwanden allerdings die beiden Jungen auf mysteriöse Weise. 2022 schlüpften dann zwei Junge aus weißen Eiern, während die Brut aus grünen Eiern des zweiten Paares nicht geschlüpft war. Die zwei entwickelten sich prächtig und waren nach wenigen Wochen ausgefärbt. Die Haltung der Vögel und Entwicklung der Jungen wurde mit vielen Belegfotos eindrucksvoll untermauert. Auch erfuhren wir, dass es sich bei den Brillenvögeln um regelrechte Schleckermäulchen handelt, die neben Insekten und Weichfutter vor allem sehr süßes Obst bevorzugen.

Pünktlich um 14:00 Uhr bestiegen wir den Bus und wurden nach Bayreuth zum Tierpark Röhrensee gebracht. Bei bestem Wetter genossen wir den Rundgang durch den Park und erfuhren von Robert Pfeifer und Dimitri Seidenrath viel Wissenswertes über seine Bewohner. Wir bewunderten ein breites Spektrum von Tieren und Pflanzen, die so ausgewählt wurden, dass sie sich im Klima Bayreuths wohlfühlen. Schön gestaltete Volieren und Gehege begeisterten uns ebenso wie die vielen spannenden Fakten, die wir erfuhren. Dimitri zeigte uns Schädel verschiedener Wildarten und erläuterte daran die Ernährungsweise der Tiere. Neben den Vögeln sind auch Großsäuger ein wichtiger Schwerpunkt und wir konnten verschiedene Hirscharten im Freigehege bewundern und die unterschiedlichen Geweihe an der Schautafel studieren. Am Gehege der schwarzen Hühner stellte Martin Kaiser sich als Hühnerflüsterer heraus und forderte den Hahn zu einem Duett heraus, der sich ganz engagiert darauf einließ. Nahe den weißen Barockeseln ließen wir uns an den aufgestellten Tischen nieder und wurden mit Brezeln, Apfelsaft und Sekt verwöhnt. Ein guter Moment, um auf den Geburtstag von Juliane Riechert anzustoßen. Nach der Stärkung führte uns der Weg weiter durch Bayreuths lebendigen Süden und am Beginn des Weges der Artenvielfalt erfuhren wir von Robert Pfeifer noch viel Spannendes über den Park und die Verknüpfung von Natur und Kultur.

Im Botanischen Garten erwartete uns Marianne Lauerer, um über die Bestäubung tropischer Pflanzen zu erzählen. Tausende Kübelpflanzen, deren Rein- und Rausstellen jeweils vier Wochen Zeit kostet, sind in den Bereichen Nordamerika, Asien und Europa zu bewundern. So begannen wir unsere Tour um die Welt und erfuhren unter anderem, dass die Feige durch ganz kleine Insekten bestäubt wird. Die Tomate braucht dagegen Vibrationen, weshalb man sie daheim ab und zu gern leicht schütteln sollte. Die Erdnuss wiederum zählt zu den selbstfertilen Pflanzen und im Botanischen Garten muss man sie vor den Hasen schützen, die gern die Blätter fressen. Sehr spannend waren auch die Ausführungen zur Banksie, die als sogenannter Pyrophyt ihre Samenstände erst bei großer Hitze, bspw. Feuer, öffnet. Am Asiatischen Gewächshaus wurden wir von den Rufen der Pfeilgiftfrösche begrüßt, die an Vögel erinnern. Bei schwül-feuchter Luft bewunderten wir die Farben- und Formenvielfalt der Pflanzen und im angrenzenden Hochgebirgshaus, dessen Temperatur täglich zwischen 0 und 20 °C pendelt, faszinierte uns der riesige Schopfbaum. Oberhalb des 3 bis 4 m hohen Stammes befindet sich eine ähnlich große Blüte, die fast das Dach durchstößt. In der Abenddämmerung ließen wir uns auf den Bänken draußen nieder und verbrachten einen fröhlichen Abend mit leckeren, regionalen Gerichten, Bier und Wein. Robert Pfeifer verlas die Laudatio für Torsten Pröhl und Kai Gedeon, die dieses Jahr den Preis für Tropenornithologie erhalten hatten. Der Preisträger des Steinbacherpreises war nicht anwesend, Stephan Hübner verlas aber die Laudatio. Dann gab`s noch eine besondere Überraschung für das Geburtstagskind. Passend zum 42. Geburtstag bekam Juliane Riechert bei der 42. Tagung der GTO ein Nanduei, auf dem alle Teilnehmer unterschrieben hatten. Was für eine tolle Idee!     

Der Sonntag startete mit der Mitgliederversammlung der GTO (siehe hierzu das Protokoll auf S. ?). Nach der Pause erwartete uns der zweite Online-Vortrag, in dem Ulrich Schulz über den Quetzal, die gefiederte Schlange der Nachhaltigkeit referierte. Er berichtete aus seinem Buch über diesen faszinierenden Vogel, dessen Federn bspw. für Kleidung, Schmuck oder Matten genutzt wurden, vor allem natürlich von Adligen und ranghohen Personen. Im Schauflug erinnern die Männchen mit ihren langen, farbenprächtigen Schwungfedern an gefiederte Schlangen und schon die Azteken verehrten die Gottheit „Quetzalcoatl“ (gefiederte Schlange). Ulrich Schulz hatte die Möglichkeit, den Kopfschmuck Montezumas II (um 1521), der heute im Weltmuseum in Wien zu bestaunen ist, zu untersuchen. Über 400 etwa 60 cm lange Schwanzfedern sind Bestandteil des Kopfschmucks, die teilweise noch sehr gut erhalten sind. Nach seinen Studien seien über 2,5 Mio. Federn zwischen 1486 und 1520 in die Hauptstadt der Azteken geliefert worden, vor allem von den nördlichen Quetzal-Populationen in der Region von Mexiko bis Nicaragua. Aber wie ist man der Federn habhaft geworden? Über Zucht, Fang, Töten oder Aufsammeln von Mauserfedern? Sehr anschaulich führte Uli Schulz aus, dass der Einsatz von Blasrohren und Netzen am Brutbaum am wahrscheinlichsten sei, zumal vielfach die Todesstrafe auf das Töten eines Göttervogels stand.

Im letzten Vortrag berichtete Niklas Meisenzahl über sein von der GTO gefördertes Studienprojekt in den Tieflandregenwäldern Costa Ricas. Dort untersuchte er den Vogelarten-Turnover in unterschiedlichen Waldstadien, vom jungen Sekundärwald bis zum Primärwald. In zwei Wintern fing er an 27 Standorten Vögel in der Strauchschicht, vermaß, bestimmte und markierte sie und erfasste verschiedene Vegetationsparameter. In jungen Sekundärregenwäldern treten mehr Störungen, bspw. durch Windwurf auf, und er fand heraus, dass die Artenzusammensetzung sich dort von einem Jahr aufs andere stärker verändert. Das hängt mit der Entwicklung der Vegetation und der Nahrungsverfügbarkeit zusammen. Im dichten Unterholz der Primärwälder und älteren Sekundärwälder sind die Artengemeinschaften dagegen stabiler. Bei dieser sehr aufwendigen Abschlussarbeit fing Niklas Meisenzahl über 3.600 Vögel aus rund 120 Arten und mit den Erkenntnissen kann der Schutz dieser teilweise bedrohten Lebensgemeinschaften weiter vorangetrieben werden.

Zum Abschluss der Tagung wird in der Regel der nächste Tagungsort bekannt gegeben. Weil wir dieses Jahr aber noch keine Zusage erhalten haben, stellte Rüdiger Becker nur die Ideen vor. Der Zoo in Karlsruhe, eventuell gemeinsam mit dem Aufenthalt in Bad Schönborn, ist unsere erste Option. Aber auch der Aquazoo in Düsseldorf, das Überseemuseum in Bremen oder der Zoo Leipzig sind weitere mögliche Tagungsorte. Nach Abschluss der gelungenen Tagung in Bindlach folgte die allgemeine Verabschiedung und wir verteilten uns wieder in alle Himmelsrichtungen. Alles Gute und auf ein Wiedersehen in 2024!