Der Forschungsfonds der GTO unterstützt ab sofort eine Untersuchung über das Zugverhalten des Zwergsumpfhuhns Porzana pusilla intermedia. Wissenschaftlich verantwortlich zeichnet dafür die Biologin Nina SEIFERT von der Vogelwarte Hiddensee an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald. Sie erhält die Förderung für molekularbiologische Untersuchungen von Federproben.

GTO-Beirat Wolfgang HOFFMANN war von dem Projekt der Doktorandin so begeistert, dass er den Basisbetrag in Höhe von 500 Euro aus eigener Tasche verdoppelte: „Frau SEIFERTs Vorhaben verspricht einen spannenden Brückenschlag von der Tropenornithologie zum Leben vor unserer Haustür und bringt Licht in die Biologie eines Vogels, der sich sonst viel zu leicht unserer Aufmerksamkeit entzieht“, so HOFFMANN.

Das nicht einmal 20 cm große, zu den Rallen gehörige Zwergsumpfhuhn zählt zu den am wenigsten erforschten Brutvögeln Mitteleuropas. So konnte beispielsweise über das Überwinterungsgebiet des mutmaßlichen Langstreckenziehers lange nur spekuliert werden. „Einzelbeobachtungen legen es nahe, die Überwinterungsgebiete in Nordafrika und im Sahel zu suchen, zumal erst kürzlich ein überraschend großer Zwergsumpfhuhn-Bestand am unteren Senegal-Fluss gefunden wurde“, erzählt Nina SEIFERT. Unklar sei jedoch, ob es sich bei diesen Tieren um eine rein afrikanische oder eine mit paläarktischen Überwinterern gemischte Population der kleinen Ralle handelt. Diese Frage will die Doktorandin nun mit einer molekularbiologischen Methode beantworten, der Analyse stabiler Isotopen wie δ15N, δ13C und δD. „Die Verhältnisse der Isotopen variieren geografisch, so dass man Aufenthaltsorte wandernder Arten über Kontinente hinweg ermitteln kann“, so SEIFERT. „Denn jeder Lebensraum hat seine eigene ‚Signatur’ stabiler Isotopen, die von den Organismen ganz natürlich mit der Nahrung aufgenommen werden.“

SEIFERT wird in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung, Berlin, 110 Federproben von Zwergsumpfhühnern untersuchen, die im Senegal, in Spanien, Deutschland und Montenegro gesammelt wurden. Die zum Einsatz kommende, auf WASSENAAR und HOBSON zurückgehende Methode ermöglicht es, die einzelnen Individuen anhand ihrer Isotopen-Signaturen bestimmten geographischen Regionen zuzuweisen. „So könnte es sich feststellen lassen, woher die Zwergsumpfhühner des Senegal-Deltas stammen und welche populationsbiologischen Verbindungen zwischen Nordwestafrika und Europa bestehen“, erklärt SEIFERT. Voruntersuchungen weisen bereits auf eine große Variation von δD innerhalb der im Senegal beprobten Tiere hin. Vögel mit vorjährigem Gefieder zeigen zum Teil Signaturen, die eher nördlicheren Breiten zuzuordnen sind, und bei Individuen, bei denen zwei Federgenerationen beprobt werden konnten, unterschieden sich die Signaturen alter und neuer Federn zum Teil beträchtlich. Dies lässt auf geographisch voneinander entfernte Mauserorte schließen, wie man sie bislang nur von der Europäischen Wachtel Coturnix coturnix kannte.

 

Der GTO-Forschungsfonds

Die Unterstützung von Forschungsprojekten über (sub-)tropische Vögel ist eine wesentliche Aufgabe der GTO. Das Themenspektrum reicht dabei von rein biologischen Fragestellungen bis zu Aspekten des Artenschutzes. Zentrale Schaltstelle aller Förderaktivitäten ist der GTO-Forschungsfonds, der von Vizepräsident Dr. Christoph HINKELMANN betreut wird. Die für Förderungen eingesetzten Mittel speisen sich aus den Jahresbeiträgen der Gesellschaftsmitglieder sowie aus zweckgebundenen Spenden. Antragsberechtigt sind sowohl Wissenschaftler als auch engagierte Amateure.

Seit 1983 konnte der GTO-Forschungsfonds 44 Projekte fördern, zuletzt Untersuchungen zum Areal des Akazienhähers Zavattariornis stresemanni in Südäthiopien (Dr. Kai GEDEON), eine feldökologische Arbeit über den Seychellen-Vasapapagei Coracopsis nigra barklyi (Anna REULEAUX) sowie ein Schutzprogramm für Große Adjutanten Leptoptilus dubius und Ährenträgerpfauen Pavo muticus, das die Stiftung Artenschutz in Kambodscha durchführt.

 

Informationen zum Sumpfhuhn-Projekt: Dipl.-Biol. Nina SEIFERT, Vogelwarte Hiddensee der Universität Greifswald, Tel. (03834) 864407, nina.seifert@uni-greifswald.de

Informationen zum GTO-Forschungsfonds: Dr. Christoph HINKELMANN, Vizepräsident der GTO, Eisenbahnweg 5a, 21337 Lüneburg, Tel. (04131) 408580, vizepraesident@tropenornithologie.de